Reparaturhinweise
Schaltkreise auslöten und ersetzen:


Wechsel von Schaltkreisen:



Benötigte Werkzeuge:
- kleiner, aber heißer
Feinlötkolben, es geht auch eine regelbare Lötstation
  (im Bild von oben nach unten: 6W-Lötkolben, 8W-Lötkolben (ältere Bauart) und 8W-Lötkolben (neuere Bauart),
  der 6W-Kolben ist für SMD-Bauteile gut geeignet
  der mittlere Lötkolben ist jetzt ca. 50 Jahre alt und sehr handlich - Firma ERSA - und es gibt noch Ersatzteile!)
- kleiner Seitenschneider, besser ein Vorn-Schräg-Schneider (im Bild links)
  Vornschrägschneider der Firma KNIPEX haben neuerdings eine Sollbruchstelle und sind sehr vorsichtig zu benutzen!
- kurze, kräftige Pinzette oder schmale Flachzange (im Bild unten)
- Zinnsaugpumpe oder Ausblasschlauch (B-Schlauch, im Bild oben)
- Zinn, Kollophonium, Spiritus, Zahnbürste
- eine Lupe (ganz wichtig)
- und eine helle Lampe (Halogen oder LED)


Es gibt zwei Möglichkeiten, einen Schaltkreis auszulöten: Auslöten und Rausschneiden.
Am Beispiel von zwei russischen Muxer-Schaltkreisen werden beide Methoden hier beschrieben und dem mutigen Reparateur Hinweise gegeben.
Dennoch, der ungeübte Reparateur sollte an einer anderen alten Leiterplatte Erfahrungen sammeln, bevor er sich an erhaltenswerte DDR-Technik wagt!

Man muß sich dann trauen: Der Bericht eines Mutigen.

Methode 1 - Herauskneifen (schont die Leiterplatte, der Schaltkreis wird zerstört):

Die beiden braunen Schaltkreise vor der "Behandlung".
Der Vorn-Schrägschneider in Aktion. Die Beinchen werden dicht am Gehäuse durchtrennt.
Der Schaltkreis ist entfernt, die Beinchen stehen noch.
Auf der B-Seite werden danach die Lötaugen erwärmt und das abgekniffene Beinchen mit der Pinzette herausgezogen.
Alle Pins sind entfernt. Jetzt sind noch die Lötaugen auszublasen. Die Platine darf nicht auf dem Tisch aufliegen. Es muß Platz für den Luftstrom und das Zinn sein (Papier oder Lappen unterlegen).
Dazu werden die Lötaugen erwärmt, bis das Zinn flüssig ist. Nach dem Wegziehen des Lötkolbens wird das "Blasrohr" aufgesetzt und mit einem kurzen Luftstoß die Durchkontaktierung freigeblasen. Dabei ist darauf zu achten, daß das Zinn auf der L-Seite ungehindert herausspritzen kann.

Abschließend werden die Lötaugen auf beiden Seiten von eventuellen Zinnresten befreit (mit dem Lötkolben und/oder der Zahnbürste) und mit einem spiritusgetränkten Lappen vom Kollophonium gereinigt.

Vor allem auf der B-Seite ist vor dem Einsetzen von Fassungen eine Kontrolle auf Feinschlüsse mit einer Lupe Pflicht. Um dabei Schlüsse und Unterbrechungen besser zu erkennen, sollte man die Leiterplatte vor eine Lampe halten und im Durchlicht die Leiterzüge kontrollieren, denn da kommt man später nicht mehr ran.



Methode 2 - Auslöten (es können Leiterzüge beschädigt werden):

Auf der L-Seite werden die Lötaugen des Schaltkreises einzeln erwärmt. Ist das Zinn flüssig genug, wird die Lötkolbenspitze weggenommen, die gespannte Auslötpumpe auf das Lötauge gesetzt und durch den Betätigungsknopf das Absaugen ausgelöst. Das muß schnell hintereinander erfolgen, damit das Zinn nicht wieder erstarrt.
Sind alle Durchkontaktierungen freigelegt, wird mit der Pinzette oder der Flachzange an allen Pins gezuppelt, bis sich das Bauelementeanschlußbeinchen in allen Richtungen frei bewegt. Notfalls muß noch ein zweites Mal erwärmt und abgesaugt werden.
Sind alle Pins locker, wird von der B-Seite her der Schaltkreis VORSICHTIG (!) mit einem Schraubenzieher herausgehebelt. Unsymmetrisches Kippeln ist hilfreich, auch das Ansetzen des Schraubenziehers mal von der einen, dann von der anderen Seite, ist günstig. Ist kein Schaltkreis zum Abstützen in der Nähe, kann ein Holzklötzchen o.ä. als Hilfsstütze verwendet werden.
Ist der Schaltkreis entfernt, werden auch hier die Lötaugen auf beiden Seiten von eventuellen Zinnresten befreit und vom Kollophonium mit einem spiritusgetränkten Lappen gereinigt. Eine Kontrolle auf Feinschlüsse mit einer Lupe ist angebracht.
Auch die L-Seite ist gereinigt.
Die entfernten Übeltäter, der eine rausgekniffen, der andere rausgelötet.
Fassungen sind eingesetzt, verlötet und die neuen Schaltkreise sind gesteckt.
Abschlußbegutachtung auf der L-Seite.



Bericht eines Schaltkreiswechsels (nach einem Bericht von Markus Wegner)

Das Problem mit dem KC85/3 war, daß nach dem Start kein BASIC angezeigt wurde.
Hier einige Fotos meiner Umbauaktion.

Ich habe mit dem BASIC-ROM-Ausbau begonnen und mußte feststellen, daß meine Lötabsaugpumpe nicht gut genug ist und meine Augen auch nicht mehr. Deshalb habe ich dann die Beine des Chips gekappt, alle einzeln extrahiert und dann nochmal die Lötaugen mit der Absaugpumpe gereinigt.
Da die Prozedur doch sehr aufwendig war, habe ich mich entschlossen, den 85/3 nicht auf einen 85/4 umzubauen, da ich sonst das CAOS-ROM auch noch hätte entfernen müssen. Und ich wollte dem Gerät und meinen Augen nicht zuviel zumuten. Trotz Sorgfalt hat sich beim Einsetzen des Sockels ein Lötauge mit Leiterbahn gelöst. Ich habe trotzdem das Bein angelötet und der Kontakt funktioniert.


Dann habe ich den EPROM eingesetzt und das Gerät wieder zusammengebaut. Ich hatte es nicht zu hoffen gewagt, aber beim Einschalten erschienen doch wirklich BASIC und REBASIC! Langsam bin ich an die 50 und immer mit Computern aufgewachsen – deshalb schätze ich diese Geräte sehr und freue mich darüber, daß der KC85/3 wieder funktioniert.


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Letzte Bearbeitung: 20. 11. 2021
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