COMPED - Computer-Elektronik-Dresden GmbH
Erzeugnisse des Robotronnachfolgers
PCm / PCs / PCd (Design-PC)
Nach der Zerschlagung von Robotron entstand im Werk Dresden-Gruna (RED) die Firma "COMPED" (Computer-Elektronik-Dresden).
Die Mitarbeiter kamen überwiegend aus den ehemaligen Entwicklungsabteilungen von E3. Es wurden neben einer Telefonanlage
und Rechnerzusammenstellungen für "ESCOM" unter anderem auch eigene Rechner entwickelt, wobei man sich IBM, Siemens usw.
zum Vorbild nahm: abweichend von den üblichen weitgehend standardisierten Desktop- und Tower-Rechnern wurden eigene
Gehäuse entwickelt und aus eigener Fertigung für den Einbau überwiegend aus Fernost stammender Hardware verwendet.
Zu diesen Rechnern gab es, wie in der DDR üblich, ein umfangreiches Informationsmaterial, um dem späteren Anwender eine
möglichst komplikationsfreie Nutzung zu ermöglichen. Das führte unter anderem dazu, daß das statistische Landesamt
eine "größere" Anzahl der Rechner des Typs PCm orderte.
Bis auf den Design-PC sind die hier abgebildeten Rechner nicht mit den Originalplatinen bestückt. Gehäuse, Netzteile und
Laufwerkskörbe der PCm und PCs sind aber original. Das Bild rechts zeigt ein Mauspad.
In der Zeit bis Ende 1993 wurden folgende drei Rechner produziert:
PCm (medium) |
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PCm |
Rückansicht |
Rechner geöffnet |
Netzteil geöffnet |
Variantentypschild |
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Risercard, bestückt |
Laufwerkskorb |
Lüfterplatine mit Telefonerkennung |
Lüfterplatine, unbestückt Fehler: L und B vertauscht! |
Die Rechner der PCm-Serie hatten Hauptplatinen mit 386/486-DX-Prozessor und drei Erweiterungsschächten,
eine 3,5"-Festplatte und 3,5"-FD-Laufwerk. Für das 60-W-Open-Frame-Netzteil wurde ein eigenes Gehäuse eingesetzt, mit Platine für
die Lüftersteuerung. Die verschiedenen Varianten hatten unterschiedliche Hauptplatinen. Es variierten Prozessoren, RAM-Bestückung und
Festplattengröße. Aus eigener Produktion stammten: Rechnergehäuse, Netzteilgehäuse, Laufwerkskorb, Floppy-, HD-, Stromversorgungskabel
und Risercard. Die Grafik war auf der Rechnerplatine integriert (all-in-one). Die Bilder zeigen keinen Originalrechner. Das Typschild auf der Rückseite ist
NICHT original!
Es gab eine Version mit Modemkarte in einem Slot und Lüftersteuerungsplatine mit Ruferkennung. Durch einen ankommenden Anruf konnte der Rechner
eingeschaltet und das System hochgefahren werden. Dadurch war es möglich, mit einem Kommunikationsprogramm (z.B. "TELIX") Zugriff auf den Rechner
zu bekommen, um Dateien zu übertragen. Der Rechner konnte aus der Ferne auch ausgeschaltet werden. Von diesem Zusatz gab es aber nur Entwicklungsmuster.
Farbversionen: computerweiß, computergrau, graublau (beflockt).
Abmessungen: 300x400x100 (BxTxH). |
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PCs (small) |
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PCs |
Rückansicht |
Rechner geöffnet |
Netzteil geöffnet |
Die kleineren Rechner der PCs-Serie unterscheiden sich nur wenig von der PCm-Serie:
386er und 486er Rechnerplatinen, auch die vom PCd (486-SLC/25), aber mit Grafik. Es gab nur zwei Erweiterungsschächte. Eine Erweiterung zur
Anruferkennung gab es nicht. Das Open-Frame-Netzteil hatte eine Leistung von 40 W. Äußerliche Unterschiede: geringere Gehäusetiefe
und -höhe, nur 2 Erweiterungsslots. Die Bilder zeigen keinen Originalrechner. Das Typschild auf der Rückseite ist NICHT original!
Farbversionen: computerweiß, computergrau, graublau (beflockt).
Abmessungen: 300x330x80 (BxTxH). |
PCd (Design-PC) |
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PCd |
Seitenansicht |
Rückansicht |
Rechner geöffnet |
Rechnerplatine |
Festplatte |
Risercard |
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Tastatur in der OVP |
Tastatur entnommen |
Tastatur komplett |
PCd mit Werbung |
mit Norton Comander |
Produktionszeitraum war 1992/1993. Die ersten beiden Muster waren mit s/w-DSTN-Display (oder TSTN?) ausgerüstet,
dann folgten Farb-TFTs, die anfangs einige Tausend DM kosteten. Als Repräsentationsrechner sollten vorrangig Ärzte, Rechtsanwälte,
Immobilienhändler usw. die Zielgruppe sein. Allerdings war das Board etwas schwachbrüstig. Man mußte Rücksicht auf das schwache
Netzteil nehmen, ein leistungstärkeres paßte damals nicht in das vorgegebene Gehäuse. Die Bilder zeigen einen Originalrechner, aber mit
1GB-Festplatte, NE2000-kompatibler Netzwerkkarte und 16MB RAM, auf dem neben DOS6.22 auch WIN95, LINUX 1.09 und 2.0.12 laufen. Der Lautsprecher ist
nicht original!
Technische Daten |
Prozessor: |
486-SLC mit 25 MHz (keine NPU) |
RAM (Grundausstattung): |
4 MB |
Laufwerke: |
3,5"-Floppy, 2,5"-HD ST9051A bzw. ST9096A (42 bzw. 81 MB) |
Grafik: |
VGA mit TFT-Bildschirm 640x480 Pixel |
Schnittstellen: |
LPT1, COM1, COM2, DIN-Tastatur, Busmaus, VGA für ext. Monitor |
Erweiterung: |
1 freier ISA-SLOT |
Besonderheiten: |
Arbeitsplatzbeleuchtung im Bildschirm, Rechner drehbar, Bildschirm kipp- und schwenkbar |
Auszüge aus der Dokumentation des Design-PCs
Chef der Entwicklung war Dr. Kerst. Der verantwortliche Design-Bearbeiter war Johannes Dechert. Entgegen anderen Behauptungen
gab es KEIN Vorbild und Colani hatte nichts mit der Gestaltung zu tun! Hersteller für das Plastgehäuse war ein
externer Partner. Die genaue Anzahl der produzierten Rechner ist mir nicht bekannt. Vom Design-PC waren es max. 300 und
später nocheinmal etwa 100 Stück für Repräsentationszwecke (ESCOM).
Bilder vom ersten Muster des Schwarz-Weiß-Design-PCs |
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ganz links: S/W-Design-PC in den Technischen Sammlungen
rechts daneben: BIOS-Einstellungen des Schwarz-Weiß-Design-PCs Fotos: Weise |
COMPED (Computer-Elektronik Dresden GmbH):
Der Name "COMPED" geht auf eine Idee von Dr. Ko... zurück. Aus namensrechtlichen Gründen mußte er später
leider in das unverfänglichere "CED" geändert werden (mögliche Verwechselung mit "COMPAQ").
Das Bild rechts zeigt eine neutrale Visitenkarte.
Nach "Zusammenarbeit" mit Siemens war COMPED ausgeblutet und suchte neue Partner (siehe Artikel 1). Unter anderem hatte die
Firma "ESCOM" Interesse. Daraufhin wurde probeweise eine Musterfertigung von Heppenheim nach Dresden verlagert. Die
Ergebnisse (schnelle und unkomplizierte Anpassung und Durchführung des Auftrages, geringe Fehlerquote der Erzeugnisse)
führte zu einer Verlagerung großer Teile der Produktion nach Dresden. Um Kosten zu sparen, entließ man die
gut ausgebildeten Facharbeiter und stellte (ich sage es mal sehr deutlich, man verzeihe mir) Hausfrauen, Polen und Neger ein.
Das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten: Die gesamte Produktionshalle stand voller
Rechner (hunderte). Auf jedem Rechner lag eine Papierrolle mit dem Fehlerprotokoll...
Dieser Umstand und auch die unflexible Produktion von Fertigrechnern führte schließlich 1995 zum Untergang von "ESCOM".
Der Ersatz von im Zusammenspiel getesteten Komponenten durch andere (billigere) Baugruppen führte zu massenweisen Ausfällen.
Warnungen unserer Ingenieure, wurden überheblich abgetan. Zitat eines Mitarbeiters aus Heppenheim: "Herr Schmitt hat immer Recht, ey".
Eine flexiblere Lösung hatte sich am Markt durchgesetzt: der Kunde konnte seinen Wunschrechner selbst zusammenstellen. Dabei
gab es natürlich auch unverträgliche Baugruppenkombinationen, die man mit einer Nichtkompatibilitätstliste vermeiden
konnte/mußte.
Es gab auch Eigenentwicklungen (siehe oben). Das Flaggschiff war der Design-PC (siehe Artikel 2), seine Zielgruppe Anwälte,
Immobilienmakler, Ärzte usw. Es gab leider keinen Vertrieb in den gebrauchten Bundesländern. Die technischen Daten des
Rechners blieben mit einer 486er SLC-CPU (geschuldet dem schwachen Netzteil) hinter den Erwartungen zurück.
Zeitungsartikel aus den "Dresdner Neuesten Nachrichten" aus dieser Zeit:
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Die Treuhand ... |
Vorstellung des Design-PCs |
Facharbeiter entlassen, man sucht Leute ... |
Weiterentwicklung des DESIGN-PCs:
Bedingt durch die Kreisform des Design-PCs waren sowohl die Leistungsfähigkeit der Hauptplatine als auch des Netzteils eingeschränkt.
Es war einfach zu wenig mechanischer Platz in dem vorgegebenen Gehäuse, um leistungsstärkere Baugruppen einbauen zu können.
Eine Weiterentwicklung, die nicht über den Projektstatus hinauskam, war ein kubisches Gehäuse mit TFT-Bildschirm, eingebautem
Diskettenlaufwerk (CD-Laufwerk ???), eingebauter Soundkarte mit Lautsprechern, internem Modem, interne Netzwerkkarte. Anschlüsse:
Tastatur- und Mausanschluß, serielle und parallele Schnittstelle. Ob ein Erweiterungsschacht vorgesehen war, ist mir nicht bekannt.
Bearbeitet wurde das Projekt von Kollegen Johannes Dechert. Das Ergebnis war ein Kubus, der wie der spätere iMac aussah, aber 5 Jahre
eher entstand (iMac 15. August 1998).
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